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Mittwoch, 13. Juli 2016
 
Obstanbau - Sie sind 18 und 20 Jahre alt, Mitglied im Obst- und Gartenbauverein und bereits im Ausschuss tätig

Was junge Obstanbauer im Ermstal bewegt

VON THOMAS FÜSSEL

METZINGEN/DETTINGEN. Die erste Wiese haben sie vom Großvater geerbt, da waren sie 15 und 17 Jahre alt. Mit Obstanbau hatten Max und Lukas Kleih bis dahin nichts zu tun. Anders als Nils Randecker. »Ich bin da reingerutscht.« Seine Familie betreibt in Dettingen eine Mosterei und da musste er schon immer auf den Obstwiesen mithelfen. Heute sind sie 18 und 20 Jahre alt, Mitglieder im Obst- und Gartenbauverein in Dettingen und sitzen seit Kurzem auch im Ausschuss. In einem Verein, deren Mitglieder in der Regel im Alter von 50 plus sind. Drei junge Männer, die in ihrer Freizeit Wiesen pflegen, Obstbäume schneiden und sich freuen, wenn sich ihre Arbeit in einer guten Ernte niederschlägt.

Junge Obstanbauer aus Dettingen auf dem Kelternplatz der Weinstadt Metzingen: Max und Lukas Kleih (vorne sitzend) und Nils Randecker. Sie besitzen mehrere Streuobstwiesen, die sie engagiert pflegen. Außerdem sind sie Mitglied im Obst- und Gartenbauverein Dettingen, »angeworben« bei einem Schnittkurs. Inzwischen übernehmen sie auch im Ausschuss des Vereins Verantwortung.
Junge Obstanbauer aus Dettingen auf dem Kelternplatz der Weinstadt Metzingen: Max und Lukas Kleih (vorne sitzend) und Nils Randecker. Sie besitzen mehrere Streuobstwiesen, die sie engagiert pflegen. Außerdem sind sie Mitglied im Obst- und Gartenbauverein Dettingen, »angeworben« bei einem Schnittkurs. Inzwischen übernehmen sie auch im Ausschuss des Vereins Verantwortung. FOTO: Thomas Füssel
Als Max und Lukas Kleih unversehens in den Besitz ihrer ersten Wiese kamen, wussten sie gleich, dass sie damit auch etwas anfangen müssen. Daraus eine Fest-Wiese machen, um ab und an dort zu grillen, kam für sie nicht infrage. Und weil sie zunächst auch keine Ahnung hatten, was dort so tun ist, absolvierten sie auch gleich einen Schnittkurs.

»In unserem Alter fällt man da schon auf«, sagt der inzwischen 18-jährige Max Kleih, der derzeit eine Ausbildung im Landschaftsbau absolviert und – wie berichtet – anlässlich der Landesgartenschau in Öhringen erfolgreich an einem Berufswettkampf teilgenommen hat. »Beim Schnittkurs wurden wir auch gleich angeworben«, ergänzt sein zwei Jahre älterer Bruder Lukas, der im Straßenbau arbeitet und gerade seinen Meister gemacht hat. Seitdem sind sie Mitglieder im Obst- und Gartenbauverein.
»Wir haben auch ein Faible für alte Technik«
 

Eine Wiese ist ja ganz schön, doch dazu braucht es einen Traktor. »Wir haben auch ein Faible für alte Technik«, sagen sie. Ihr Vater meinte damals noch, dass sich das kaum lohne, woraufhin sie fleißig sparten und eine weitere Obstwiese kauften. Und einen Traktor. »Inwischen sind's drei.« Der Jüngste ist ein Holder, Baujahr 1982, dann haben sie noch einen Deutz aus dem Jahr 1972 und einen Kramer von 1962. Drei Oldtimer, die regelmäßig, je nach Anforderung, noch im Einsatz sind.

Nils Randecker wurde es quasi in die Wiege gelegt. Auch er ist Landschaftsgärtner und 20 Jahre alt. »Acht Stunden in einer dunklen Fabrik stehen, ist nichts für mich.« Er kennt die Arbeit in den Obstwiesen von Kindesbeinen an, hat schon immer seinen Eltern geholfen, die einen Saisonbetrieb mit Mosterei umtreiben.

Mit 15 wollte Nils dann seine eigene Obstwiese haben. Aus einer wurden mehrere. »Man kann eben nicht genug haben.« Für die Mosterei der Eltern braucht es auch eine gewisse Menge, erklärt er. Äpfel, Birnen, Kirschen, Beeren. Auch eine Pillaranlage gehört dazu, kleine in Reih und Glied gepflanzte Bäume.

Das, was Max und Lukas Kleih ernten, wird in Randeckers Mosterei gepresst und zu Saft und Most verarbeitet. »Wir verbrauchen das in der Familie selbst.« Aus einem weiteren Teil der Ernte kocht ihre Mutter Marmelade, die natürlich mit der aus dem Supermarkt nicht zu vergleichen ist.

Die Arbeit in den Streuobstwiesen macht ihnen Spaß. »Man sieht den Erfolg, wenn die Bäume gut tragen.« Und: »Da hat man 'was davon.« Was machen sie sonst: Am Wochenende ausgehen, ab und an mit Kumpels rumhängen, wie es eben die meisten jungen Leute tun. Doch eines steht für sie fest: Die Arbeit in den Obstwiesen geht vor. Zumindest in der Erntezeit. Ach ja, Nils Randecker, der mit Lukas Kleih die Schulbank gedrückt hat, ist außerdem bei der freiwilligen Feuerwehr.
»Man kann eben nicht genug Wiesen haben«
 

Derzeit sind alle drei solo. Sollte sich das ändern, muss die jeweilige Partnerin akzeptieren, dass sie viel Zeit in ihren Obstwiesen verbringen. »Wohl oder übel«, wie Nils Randecker schmunzelnd beim Gespräch mit dem GEA auf dem Kelternplatz ergänzt. Reifes Obst hängenlassen, ist für sie nicht vorstellbar. Die Ernte geht auf jeden Fall vor. Darin sind sich alle drei einig.

Der Vorsitzende des Dettinger Obst- und Gartenbauvereins, der 58-jährige Roland Lieb, ist froh »so junge und aktive Menschen im Ausschuss zu haben, die den Verein voranbringen«. Da mache er sich kaum mehr Sorgen, dass der Verein in wenigen Jahren nicht mehr existieren könnte, wie in Pliezhausen, wo die dortige Ortsgruppe aufgelöst worden ist.

Drei junge Männer aus Dettingen, die in ihrer Freizeit ihre eigenen Wiesen pflegen und damit auch ein Gewinn für eine einzigartige Kulturlandschaft im Ermstal sind. (GEA)
 
und aus Tübingen...war neulich mal da oben...super Sache..wenn Städter was in die Hand nehmen dann wird das gleich ein "Klimagarten"...wir sind viel zu bescheiden mit unserer Wortwahl..