GEA Logo
Freitag, 26. August 2016
 

Projekt - In der Mössinger Pausa ensteht ein Streuobst-Infozentrum samt integrativem Café. Suche nach Sponsoren

Streuobst-Infozentrum für die Mössinger Pausa

VON ANGELA STEIDLE

MÖSSINGEN. Sechs Landkreise und Mössingen mittendrin: Die Steinlach-Metropole wertet ihr einzigartiges Industriedenkmal, die frühere Pausa-Stofffabrik, mit einem übergeordneten Streuobst-Informationszentrum auf.

Grafik: Schwäbisches Streuobstparadies
Grafik: Schwäbisches Streuobstparadies
Das ehrgeizige Sponsorenprojekt des Schwäbischen Streuobstparadieses ist verlinkt mit einem integrativen Café-Konzept samt Regionalladen. Betreiberin des Cafés wird die Körperbehindertenförderung KBF in Mössingen sein. Ausstellung und Infozentrum, Café, Obstwerkstatt und Laden stehen unter der gemeinsamen Überschrift »Streuobst-Kultur«.

Das neue touristische Schwergewicht mit Strahlkraft nach außen soll mitten in der Mössinger Gesellschaft Wurzeln schlagen, so die Vision der Kooperationspartner. Als lebendiger Treffpunkt für die Bürger: Marmeladen einkochen, Walnüsse zu Leckereien verarbeiten, Saft pressen. Für Streuobstpädagogen und ihre Schüler ist die typische Kulturlandschaft eine unerschöpfliche Erlebniswelt. Sie soll bei Kursen, Vorführungen und Veranstaltungen rund um die Obstwerkstatt der neuen Pausa vermittelt werden. Zur Einrichtung werden jetzt Sponsoren gesucht.

Ausstellung mit Erlebnisfaktor

Das erlebnispädagogische Infozentrum verbindet Handwerkliches mit Virtuellem und erlebbare Natur mit Aha-Effekten für Besucher, die das Thema Streuobst neu entdecken. Im Ausstellungsraum wachsen fünf stilisierte Obstbäume in den Himmel, die jeweils den Namen eines Sponsors erhalten könnten. Auch Apfel, Birne oder Zwetschge als Obst im Geäst könnten private Eigennamen tragen. Über hundert fleißige Bienen, Schmetterlinge oder Käfer werden außerdem in der Streuobst-Präsentation unterwegs sein. Sie suchen für hundert Euro je Tier nach Kinder- oder Familiennamen. Wer in der Außenanlage der Pausa künftig ein Obstgehölz für sich reklamieren will, für die eigene Schule, den Kindergarten, den Verein oder das Kollegium, beteiligt sich mit 2 500 Euro Übernahme an den Investitionskosten des Infozentrums.

Ausruhen auf weichem Moos, den Schatten fallender Blätter hinterherschauen, dem Zwitschern, Summen und Flügelschlag der Natur lauschen. Die Ausstellungskonzeption des Streuobst-Infozentrums setzt auf eine weitgehend selbsterklärende Kombination aus Eindruck und Erfahrung in größtmöglicher Nähe zur realen Obstkultur. Auch für die sieben Streuobst-Module der Ausstellung können jährliche Patenschaften übernommen werden: An einer Station kann der Opa seinem Enkel einen echoreifen Starengesang vorträllern und bekommt dafür postwendend die digitale Auswertung für den richtigen Ton. Welches Tier unterm Dach des Obstbaumes zu welcher Pflanze gehört, soll in einem Schubkastensystem plastisch dargestellt werden. Und der fachgerechte Baumschnitt kann im 3-D-System schon mal geübt werden.

Die Stiftung KBF mit dem Unternehmen Arbeit in Selbsthilfe AiS stellt mit ihrem geplanten Gastronomie-Konzept in der ehemaligen Pausa-Kantine der vor zwei Jahren gegründeten »Grüngruppe« einen weiteren Streuobst-Ausleger zur Seite: Das integrative Café soll mit einem einfachen Mittagstisch an sechs Tagen und einem Schwerpunkt auf heimischen Zutaten neuer Bürger-Treffpunkt werden. Bis zu 20 Arbeitsplätze sollen entstehen.

»Mössingen ist als Hauptzentrum mit seinen 40 000 Obstbäumen prädestiniert. Es hat eine sehr aktive Bürgerschaft, mit Naturschutzgruppen, Obst- und Gartenbauvereinen, Brennereien, Mosterei und Küferei«, erläutert Maria Schropp, Geschäftsführerin des Schwäbischen Streuobstparadieses, die Standortwahl. »Im Landkreis Tübingen gibt es bereits mehrere Streuobst-Radwege und den Dreifürstenstein-Premiumwanderweg. Die Stadt liegt zentral im Verbandsgebiet. Sie ist gut angebunden und die Kommune hat starkes Interesse.«

Stadt investiert 2,42 Millionen

Für den authentischen Erhalt der Pausa-Industriearchitektur mit der unverwechselbaren Handschrift des Architekten Professor Manfred Lehmbruck zeichnen die Sanierer verantwortlich: Die Stadt investiert rund 2,42 Millionen Euro. Der Bauantrag zur Umgestaltung der ehemaligen Pausa-Firmen-Kantine und der angrenzenden Waschhalle mit Werkstatt-Trakt wurde vom Gemeinderat noch vor den Ferien auf den Weg gebracht. Mittelfristig stehen die Gestaltung des Löwensteinplatzes auf der Agenda und die Einbeziehung der Steinlach ins Konzept.

Ziel der Kooperation sei es, so Maria Schropp, »dem traditionsreichen Gebäude im Herzen der Stadt neues Leben einzuhauchen«. Am 20. September entscheidet der Vorstand des Streuobstparadieses über das Kooperation-Projekt. Die Rückmeldung zum Zuschussantrag beim Land über rund 100 000 Euro steht wahlbedingt noch aus. Die Sponsorenwerbung soll dem Streuobst-Konzept nochmals etwa 100 000 Euro einspielen. Insgesamt müssen allein für den Ausbau des Infozentrums rund 270 000 Euro aufgebracht werden. Die Architektenentwürfe liegen bereits im Detail vor. Die KBF wartet mit ihrer Detailplanung noch auf den Startschuss. Dann kann an der Steinlach aus einer Vision Wirklichkeit werden. (GEA)